Endometriose
In Österreich sind bis zu 300.000 Frauen von Endometriose betroffen – die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung von Frauen im reproduktionsfähigen Alter und eine der wichtigsten Ursachen für Unfruchtbarkeit. Trotzdem ist für diese chronische, gutartige Frauenkrankheit wenig Bekanntheit und Bewusstsein gegeben. Hier finden Sie einen Überblick über mögliche Ursachen, Symptome, Therapie und die Auswirkungen der Erkrankung auf einen Kinderwunsch.
Was ist Endometriose?
Bei dieser gynäkologischen Erkrankung von Frauen in ihren fruchtbaren Jahren siedeln sich Zellen der Gebärmutterschleimhaut auch außerhalb ihrer eigentlichen Lokalisation, der Gebärmutterhöhle, an – meist an den Eierstöcken oder den Eileitern, in der Bauchhöhle, im Darm, an der Muskelschicht oder der Außenwand der Gebärmutter. Das verlagerte Gebärmuttergewebe kann allerdings auch in anderen Organen, ganz außerhalb der Gebärmutter (Endometrium), wachsen.
Diese sog. Endometrioseherde können schnell wuchern. Wie die Schleimhaut in der Gebärmutter, werden auch die aufgebauten Endometrioseherde abgestoßen, wenn es zur Monatsblutung kommt. Jedoch kann die abgelöste Schleimhautschicht nicht wie bei der Regelblutung einfach über die Scheide ausgeschieden werden, sondern bleibt weiterhin im Körper. Dies kann Verwachsungen und Entzündungen verursachen, die mit sehr starken Schmerzen einhergehen. Gelegentlich können Blutzysten (auch Endometriome bzw. "Schokoladenzysten" genannt, da sie dunkelbraune Blutabbauprodukte enthalten) entstehen, die oft schmerzhafte Beschwerden auslösen. Bei bestehenden Endometriosezysten erfolgt die Behandlungsplanung individuell.
Die Endometrioseherde können verschiedene Organe befallen und unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Nach der Lokalisation der Wucherungen lässt sich die Erkrankung in folgende Bereiche einteilen:
- Endometriosis genitalis externa
Endometrioseherde reichern sich dabei innerhalb des Genitalbereichs, aber außerhalb der Gebärmutter an. Diese befallen somit die Ovarien, Tuben, Vagina, Vulva, Sakrouterinbänder, den sog. Douglas-Raum (zwischen Gebärmutter und Mastdarm) und das Perineum.
- Endometriosis genitalis interna
Endometrioseherde befinden sich dabei im Bereich der Eileiter oder innerhalb der Gebärmutter, aber außerhalb der Gebärmutterschleimhaut.
- Endometriosis extragenitalis
Hierbei befinden sich die befallenen Stellen außerhalb der Geschlechtsorgane - zum Beispiel im Darm, in den Harnleitern, oder auch in der Lunge. Diese Form der Endometriose kommt allerdings selten vor.
Wo kann Gebärmutterschleimhaut entstehen?
Die Gebärmutterschleimhaut, auch Endometrium genannt, ist eine dünne, rosafarbene Schleimhautschicht, die normalerweise nur in der Gebärmutterhöhle wächst. Zellen, die der Gebärmutterschleimhaut ähneln, können theoretisch jedoch an jeder Körperstelle entstehen.
Welche Ursachen für das Entstehen einer Endometriose gibt es?
Wissenschaftlich gesehen ist die Endometriose eine der größten Herausforderungen auf dem Gebiet der Gynäkologie und der gynäkologischen Onkologie, weil immer noch zu wenig über die Erkrankung bekannt ist. Bestimmte Faktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass eine Endometriose entsteht. Obwohl die Ursachen für die zahlreichen Erscheinungsbilder dieser Erkrankung nicht genau erklärt sind und diese aktuell noch erforscht werden, bestehen einige Entstehungstheorien. Die wichtigsten davon sind:
- Die Transplantationstheorie (Sampson-Hypothese)
Die sog. „Sampson-Hypothese“ besagt, dass Zellen der Gebärmutterschleimhaut durch eine retrograde Menstruation sowie über Blut, Lymphgefäße oder Operationen an anderen Körperstellen verschleppt werden und sich dort weiter ausbreiten.
- Metaplasietheorie (nach Meyer)
Die Theorie nach Meyer geht davon aus, dass sich undifferenzierte Gewebselemente zu Gebärmutterschleimhaut differenzieren können und sich anschließend weiterentwickeln und ausbreiten können.
- Genetische Ursachen
Bei der Entstehung der Erkrankung spielen insgesamt auch genetische Faktoren eine Rolle - Veränderungen am Chromosom 1 und am Chromosom 7 könnten das Entstehen von Endometriose begünstigen. Dafür spricht die familiäre Häufung (erhöhte Inzidenz der Krankheit bei Verwandten 1. Grades), die genauen Zusammenhänge sind jedoch noch nicht geklärt.
- Immunologische Ursachen
Dabei bleibt die Frage offen, ob das Immunsystem ursächlich für die Krankheitsentstehung mitverantwortlich ist, oder ob es als Folge der rückläufig menstruierten Zellen übermäßig reagiert.
- Toxische Ursachen
Eine mögliche Verbindung von Schadstoffbelastung und Endometriose wird diskutiert – bestimmte Giftstoffe (z.B. Dioxine) können eine ähnliche Wirkung wie Östrogene aufweisen und somit den Hormonhaushalt schädigen.
- Andere Ursachen
Weitere Faktoren wie etwa dauerhafter Stress, psychische Belastung, aber auch eine falsche Ernährung, welche die Östrogendominanz begünstigt, können die Entstehung der Erkrankung fördern. Man geht nämlich davon aus, dass die Erkrankung östrogenabhängig ist, obgleich diese Annahme die Krankheitsentstehung nicht komplett erklären kann.
Welche Faktoren das Entstehen von Endometriose begünstigen, erklärt Prim. Dr. Martin Fabsits in unserem Video-Interview:
Endometriose bei Männern
In den seltensten Fällen kommt Endometriose bei Männern vor, wenn sich endometriumähnliches Gewebe am Prostatagewebe entwickelt. Theoretisch kann dies bei Prostatakrebs-Patienten nach einer Östrogentherapie passieren.
Welche Symptome macht eine Endometriose?
Frauen, die an einer Endometriose leiden, sind häufig von sehr starken Schmerzen vor und während der Menstruation betroffen, die Regelschmerzen ähneln. Was viele Betroffene oft nicht vermuten – hinter den stechenden Bauchschmerzen kann sich eben diese chronische Erkrankung verstecken. Die chronischen, oft sehr starken, zyklusabhängigen Unterbauchschmerzen treten besonders in der zweiten Zyklushälfte auf, wenn sich die Gebärmutterschleimhaut aufgebaut hat.
Wenn die Periode eintritt und die im Körper verteilte Gebärmutterschleimhaut abblutet, fühlen sich Betroffene oft stark belastet und können ohne Schmerzmittel kaum den Alltag bewältigen. Endometriosebedingte Verwachsungen bzw. Verklebungen können allerdings den ganzen Monat lang Unterbauchbeschwerden verursachen.
Der Schmerz ist durch die Endometrioseherde verursacht, die in der Bauchöhle, häufig im Bauchfell, gelegentlich an den Eileitern, an den Eierstöcken, im Uterus oder auch in anderen Organen wachsen. Die wiederkehrenden Unterleibsschmerzen können links-, rechtsseitig und/oder zentral verspürt werden und auch den Oberbauch betreffen.
Erste Anzeichen sollten betroffene Frauen sehr ernst nehmen. Wenn eine Frau während der Periode regelmäßig mehrere Schmerzmittel und über mehrere Tage braucht, sollte sie einen Frauenarzt aufsuchen und sich ggf. an ein spezialisiertes Endometriosezentrum wenden, um abzuklären ob die Erkrankung vorliegen könnte oder nicht.
Neben einer steigenden Intensität von Krämpfen bei der Periode gehören zu den Leitsymptomen der Erkrankung:
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr;
- Menstruationsstörungen (verstärkte Regelblutung, Schmierblutungen, Zwischenblutungen etc.);
- Magen-Darm-Beschwerden wie etwa Durchfall oder Verstopfung;
- Schmerzen beim Stuhlgang, ggf. Blut im Stuhl, falls die Darm- und/oder Harnwege befallen sind;
- Heftige Schmerzen beim Eisprung;
- Chronische Rückenschmerzen;
- Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel;
- Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten;
- Sterilitätsproblematik (ungewollte Kinderlosigkeit).
Welche Beschwerden die Erkrankung bereitet, hängt vor allem davon ab, wo die Endo-Herde liegen. In manchen Fällen verursachen sie gar keine oder nur geringe Beschwerden und bleiben somit unbemerkt. Bei sehr schweren Formen der Krankheit verspüren Betroffene überhaupt keinen Schmerz, was jedoch sehr selten der Fall ist. Nach den Wechseljahren klingen die Beschwerden meist ab. Die Symptome der Endometriose sind vielfältig, unspezifisch und von Fall zu Fall stark unterschiedlich, was die Diagnose erheblich erschwert. Typische Beschwerden, wie eine schmerzhafte Monatsblutung, werden von betroffenen Frauen als normal angesehen. Häufig dauert es sieben bis acht Jahre bis eine endgültige Diagnose gestellt wird.
Dr. med. Claudia Pasterk über die vielfältigen Symptome und die Diagnose der Erkrankung im Video:
Habe ich Endometriose?
Die Diagnose der Krankheit ist schwierig und wird oft lange nicht gestellt – dies ist teilweise dadurch bedingt, dass Leitsymptome wie etwa eine schmerzhafte Periode von Frauen als normal interpretiert werden und der erste Schritt zum Arzt zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt.
| Häufig dauert es sieben bis acht Jahre bis eine endgültige Diagnose gestellt wird. |
Bei der Anamnese fragt der Frauenarzt bzw. die Frauenärztin sehr genau nach den Symptomen, um einzuschätzen welche Art der Erkrankung vorliegt und wo möglicherweise die Endometrioseherde zu finden sind. Der nächste Schritt ist die gründliche gynäkologische Untersuchung, zu der die Tastuntersuchung gehört, um festzustellen, ob in der Scheide oder im Enddarm Knoten spürbar sind. Auch eine Ultraschalluntersuchung kann Endometrioseherde sichtbar machen. Ggf. ist auch eine Magnetresonanztomographie (MRT) sinnvoll, um das kleine Becken besser beurteilen zu können und Hinweise auf Herde und Zysten zu erhalten.
Mittels dieser Untersuchungsschritte:
- Ausführliches Arztgespräch (Anamnese);
- Sorgfältige gynäkologische Tastuntersuchung;
- Ultraschalluntersuchung;
- Magnetresonanztomographie (MRT).
ergibt sich das Gesamtbild, wonach der Facharzt/die Fachärztin entscheidet, ob weitere Untersuchungen bzw. eine Therapie sinnvoll sind.
Die einzige Methode, die eine Endometriose zuverlässig nachweisen kann, ist immerhin die Bauchspiegelung (Laparoskopie) - im Rahmen dieses minimal-invasiven Verfahrens stellt auf Basis einer entommenen Gewebeprobe der feingewebliche Befund die definitve Diagnose.
Warum ist eine späte Diagnose von Endometriose problematisch?
Das Problem beim späten Erkennnen der Erkrankung ist in erster Linie damit verbunden, dass die Krankheit, die jahrelang nicht erkannt wurde, im Körper der Frau sich ausdehnt und man schlussendlich in wirklich tiefen Gewebeschichten neben oder sogar an wichtigen Organen wie Blase oder Darm operieren muss. Betroffene müssen in der Regel operiert werden, denn nur so lassen sich die Herde sicher erkennen und entfernen. Das Standardverfahren dabei ist die Bauchspiegelung.
Wie wird Endometriose behandelt?
Indikationen für eine Behandlung von Endometriosepatientinnen sind einerseits starke Schmerzen und andererseits eine Verbesserung der Fertilität. Bei Beschwerden, die auf Endometrioseherde zurückgeführt werden können, wird eine operative Entfernung angestrebt.
- Symptomatische Therapie | Klassische Schmerztherapie
Die Gabe von diversen Schmerzmitteln (mit und ohne Rezept) bewirkt die Verbesserung der Schmerzsymptomatik. Die schmerztherapeutische Behandlung, die vor allem das Ziel hat, Schmerzreduktion zu erreichen, hat u.a. auch eine entzündnugshemmende Wirkung. Die Schmerztherapie ist allerdings nur kurzfristig sinnvoll. Auch eine Behandlung mit freiverkäuflichen Medikamenten sollte immer mit dem behandelnden Frauenarzt abgeklärt werden.
- Chirurgische Therapie
Hier kommt die Bauchspiegelung (Laparoskopie) zum Einsatz – das minimalinvasive Verfahren wird also nicht nur zur Diagnosestellung, sondern auch zur Behandlung eingesetzt. Dies bedeutet, dass Endo-Herde direkt beim Eingriff entfernt werden. Auch nach der operativen Entfernung ist es dennoch möglich, dass die chronische Erkrankung wieder auftritt. Daher ist eine regelmäßige Nachuntersuchung bzw. Betreuung der Patientin durch den Gynäkologen angeraten und eventuell auch eine medikamentöse Therapie nötig. Die Therapieplanung erfolgt jedenfalls individuell, wobei die Behandlung vom Ziel (Schmerzfreiheit oder die Erfüllung des Kinderwunsches) abhängt. Neben der Laparoskopie - der goldene Standard in der Behandlung von Endometriose - bewirken ergänzende Maßnahmen eine Linderung der Symptome:
- Medikamentöse Therapie
Nach einer Bauchspiegelung ist die medikamentöse Therapie (Hormonbehandlung) oft eine Ergänzung. Dabei können hormonelle Mittel wie die sog. GnRH-Analoga eingenommen werden, die jedoch starke Nebenwirkungen haben können, welche Wechselbeschwerden wie etwa Stimmungsschwankungen, Hitzewallungen, Schlafstörungen etc. ähneln. Vor jeder Hormontherapie sollte jedenfalls die Diagnosestellung histologisch gesichert sein. Eine mildere Option zur hormonellen Langzeittherapie bietet hingegen die kontinuierliche Einnahme der Antybabypille, Gestagenpillen sowie das Einsetzen der Hormonspirale. Hormonelle Behandlungen können tatsächlich Beschwerden lindern, da sie allerdings die regelblutung und den Eisprung hemmen, sind sie für Frauen, die eine Schwangerschaft planen, nicht geeignet.
- Ergänzende Therapieansätze
Häufig erfahren Betroffene eine Linderung der Beschwerden durch ergänzende Therapieansätze. Dazu gehören diverse Methoden der Komplementärmedizin wie Akupunktur, Homöopathie, Phytotherapie und TCM. Verfahren der physikalischen Medizin und Rehabilitation, der psychologischen Schmerztherapie, aber auch Yoga-Übungen zur Entspannung können bei der Krankheitsbewältigung helfen – diese können die Krankheit keinesfalls heilen, aber den Alltag mit der Erkrankung durchaus positiv beeinflussen. Darüber hinaus sind Änderungen des Lebensstils, wie moderate Bewegung, Stressabbau oder eine Ernährungsumstellung zu empfehlen. Nach den Ernährungstipps der Deutschen Endometriose-Vereinigung sollten Betroffene auf eine Ernährung achten, die reich an frischen, natürlichen und unverarbeiteten Lebensmitteln ist. Welche Therapie im individuellen Fall geeignet ist, können Patientinnen nur in Absprache mit dem behandelnden Gynäkologen entscheiden.
Zu welchen Komplikationen kann eine Endometriose führen?
Die chronische Krankheit kann sehr ausgedehnte Formen annehmen und sich wie eine Krebserkrankung verhalten. Laut Univ.-Prof. Dr. Heinz Kölbl, Leiter der Klinischen Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie am AKH Wien, vergleicht Endometriose mit einem benignen Malignom:
sie ist nicht bösartig, aber sie kann durch ihre Verdrängung und in der Kombination mit anderen Erkrankungen, eine lebensqualitätsminimierende und durchaus bis zum Tode führende Erkrankung sein.
Das Gespräch mit Prof. Dr. Heinz Kölbl fand im Rahmen des Kick-Off-Events zu der "BEI" (Bewusstsein für Endometriose und Infertilität) Aktion am 11.03.2019 statt. Mehr über die Initiative der Frauenkliniken der medizinischen Universitäten Österreichs im Video:
Im weiteren Verlauf kann die Erkrankung zu folgenden Komplikationen führen:
- Unfruchtbarkeit (Sterilität): eine der häufigsten Komplikationen, meist durch Verwachsungen und Vernarbungen in den Eileitern und Eierstöcken bedingt;
- Bildung von Zysten, welche die Ovulation hemmen können;
- Beeinträchtigte Organfunktion (befallen können Blase, Nieren, Harnleiter und/oder Darm sein);
- Eierstockkrebs und Endometriumkarzinome können mit Endometriose vergesellschaftet sein.
Endometriose und unerfüllter Kinderwunsch: was nun?
Frauen, die an Endometriose leiden, sind neben den starken Schmerzen, oft auch mit ungewollter Kinderlosigkeit konfrontiert. In der Regel steigert eine durchgeführe Bauchspiegelung die Fertilität von Betroffenen, weil Eierstockzysten oder Verwachsungen so beseitigt werden können. Wenn es auch nach einer Bauchspiegelung auf natürlichem Weg doch nicht klappt, verbessert sich die Chance auf Eintritt einer Schwangerschaft nach einer Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Institut für künstliche Befruchtung. Mittlerweile zeigen einige Studien im Gebiet, dass die Schwangerschafts- und Lebengeburtraten bei Endometriosepatientinnen nach Kinderwunschbehandlung schlussendlich gleich sind, wie mit Kontrollpatientinnen ohne eine bestehende Erkrankung. Trotzdem ist Kinderwunsch gerade bei Endometriosepatientinnen ein großes Thema, weil sie mitunter weniger Eizellen (verminderte ovarielle Reserve) und eine schlechte Eizellqualität haben.
Die wichtigsten Faktoren, die eine Rolle bei der Erfüllung des Kinderwunsches spielen, sind an erster Stelle die Schweregrad der Endometriose, ferner das Alter der Patientin sowie die Spermienqualität des Partners. Eine leichte Endometriose ist nur selten die Ursache für einen unerfüllten Kinderwunsch. Eine ausgeprägte Form, in deren Folge die Eileiter oder Eierstöcke verklebt und beschädigt werden können, kann hingegen durchaus zu Schwierigkeiten führen, schwanger zu werden. In diesem Zusammenhang stellt die Erkrankung eine große Herausforderung in Verbindung mit Kinderwunsch dar und ist ein sehr wichtiges Gebiet im Rahmen der Abklärung von Unfruchtbarkeit (Infertilität). Die assistierte Reproduktionsmedizin bietet mittlerweile verschiedene Techniken an, um Paare auf dem Weg zu Wunschkind zu begleiten:
- Hormonelle Stimulation der Eierstöcke: diese sorgt für die Anregung der Eizellbildung und anschließend zur Auslösung des Eisprungs;
- Intrauterine Insemination (IUI): wird meist bei minimaler und milder Endometriose sowie bei eingeschränkter Fertilität oder Infertilität des Partners durchgeführt; dabei wird das aufbereitete Sperma des Mannes vom behandelnden Arzt in die Gebärmutter der Frau injiziert;
- IVF (In-Vitro-Fertilisation): diese Kinderwunsch-Therapie kommt bei fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung und/oder bei älteren Patientinnen in Betracht; dabei befruchtet eine Samenzelle die Eizelle ohne weitere Hilfestellung nicht im Körper der Frau, sondern in einem Reagenzglas im Labor;
- Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI): wenn die Samenqualität des Partners deutlich eingeschränkt ist und bei fortgeschrittener Endometriose, kann diese Therapie in Frage kommen; dabei wird eine Samenzelle mittels einer mikroskopisch-feinen Injektionsnadel direkt in die Eizelle eingebracht und diese damit befruchtet.
Endometriose und Unfruchtbarkeit sind oft assoziiert, doch der Einfluss der Erkrankung auf Infertilität, kann nicht für jede Patientin klar genannt werden – es gibt Patientinnen, die trotz Endometriose problemlos Kinder bekommen können und andere, die an einer milden Form der Erkrankung leiden, aber massive Hindernisse bei der Erfüllimg des Kinderwunsches haben. Die konkret auf die betroffene Frau zugeschnittene Therapie und adäquate Behandlung sollen auf jeden Fall in einem zertifizierten Endometriosezentrum vom medizinischen Experten bestimmt werden.
Ich habe Endometriose – ist mein Baby dadurch gefährdet?
Die Befürchtung vieler Endometriosepatientinnen, dass die Erkrankung das ungeborene Kind gefährden kann, ist grundsätzlich unbegründet. Ist eine Schwangerschaft eingetreten, besteht kein erhöhtes Risiko für Komplikationen wie Wachstumsstörungen des Fötus, angeborene Krankheiten, Fehlbildulgen, Früh- oder Todgeburten etc. Besonders wichtig ist jedenfalls die regelmäßige Diagnostik und ärztliche Unterstützung.
An wen kann ich mich bei Endometriose wenden?
Wenn eine Endometriose in Verdacht steht, bekommen Sie außerhalb der Ärzteschaft auch noch Informationen bei der Österreichischen Endometriose Vereinigung (EVA). Darüber hinaus bieten auch Selbsthilfeorganisationen Unterstützung in Sachen Bewältigung der körperlichen und seelischen Belastungen, die mit der Krankheit einhergehen. Gerade die psychosoziale Begleitung spielt neben der medizinischen Therapie eine äußerst wichtige Rolle, da viele Betroffene sich mit der Erkrankung alleingelassen fühlen.
Text: Simona Ganeva / Redaktion